Wer sich für Schweizer in Fremden Diensten interessiert wird sich über folgende Mitteilung freuen:
Eine Datenbank enthält Dokumente zu 135'000 Soldaten, die von 1673 - 1796 als Pensionäre im Hotel
des Invalides in Paris untergebracht waren. Darunter befinden sich sowohl französische Soldaten aus
26'565 französischen Gemeinden als auch ausländische Soldaten. Letztere kamen vor allem aus
folgenden Ländern: Deutschland, Belgien, England, Schottland, Irland, Italien und der Schweiz.
Im Suchfeld kann man sowohl nach Personen- als auch nach Ortsnamen suchen. Die Suche wird allerdings dadurch erschwert, dass Ortsnamen oft anders geschrieben wurden als heute oder von den Franzosen falsch geschrieben worden sind, da sie die richtige Schreibweise nicht kannten. Bei grösseren Städten werden nur 30 Datensätze angezeigt, auch wenn mehr vorhanden wären. Die Suche nach Luzern/Lucerne bringt Ergebnisse aus dem ganzen Kanton Luzern, ebenfalls nur 30 Datensätze.
http://www.hoteldesinvalides.fr/index.php?onglet=0&lang=fr
Niclaus Iten, 63 Jahre alt, gebürtig von Eghery im Kanton Zug in der Schweiz war Korporal der Grenadiere des Herrn Kolin im Schweizer Regiment Brendle, früher Stuppa, in dem er 30 und ein
halbes Jahr gedient hatte. Vom 3. Juli 1719 bis am 13. Juli 1720 hielt er sich offenbar im Hotel des
Invalides auf. Am 18. August 1720 wurde er als Deserteur erklärt und aus dem Register gestrichen.
Am 17.02.1672 wurde das Regiment de Stuppa aufgestellt, ab dem 28.01.1677 Regiment de Stuppa
vieux, ab 1692 Regiment de Stuppa und vom 17.01.1701 bis 13.04.1738 Regiment Brendle genannt.
https://fr.wikipedia.org/wiki/Régiment_de_Salis-Samade
https://de.wikipedia.org/wiki/Infanterie_étrangère_de_ligne
Jost Brändle/Brendlé im Historischen Lexikon der Schweiz
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D42750.php
Es scheint zwei Niklaus Iten gegeben zu haben, die im Jahr 1689 angeworben worden waren.
Niclaus Iten, von Egery (Aegeri), Gefreiter (später Korporal), angeworben von Heinrich Schönbrunner.
Niclaus Iten, genannt der Grosse, angeworben durch Seckelmeister Andreas Iten zu Egery (Aegeri).
Beide hielten sich vor der Abreise im Hotel Ochsen in Zug auf und danach in Muri.
Mit Muri ist wohl dasjenige im Freiamt (heute Kanton Aargau) gemeint, denn dort
rekrutierten die Zurlauben ebenfalls (sie amtierten dort als Landvögte).
Beide tauchen in den Mannschaftsrodeln der Kompanie von Hauptmann Beat Jakob II Zurlauben im Regiment Alt-Stoppa (Stoppa le Vieux) in französischen Diensten auf.
Niklaus Iten, Korporal, gehörte 1690 und 1691 zur 2. Rotte.
Niklaus Iten, der Grosse, gehörte 1690 und 1691 zur 3. Rotte.
Die Musterungs- und Mannschafts-Rodel der Kompanien der Zurlaubens aus Zug finden Sie hier:
In Band 139, Dokument 13 ist eine Liste der Söldner, die von 1710 bis 1712 in der Kompanie von Hauptmann Beat Jakob II Zurlauben im Regiment Pfyffer in französischen Diensten gestorben, ausgerissen (=desertiert), Abschied geben (=entlassen), gefangen worden oder in andere
Regimenter übergetreten sind. Darunter sind auch viele Deutsche und einige Franzosen.
Hier ist eine Auswahl weiterer Soldaten aus dem Kanton Zug:
Wolfgang Rust, 58 Jahre alt, gebürtig von Walchwil, Kanton Zug, Soldat des Herrn von Zurlauben, Regiment der Schweizergarde, in dem er 26 Jahre diente, seine Verwundungen werden nicht näher benannt. Er kam am 12.12.1715 ins Hotel des Invalides in Paris und starb am 08.01.1720 in Ardres.
Den Sterbeeintrag findet man im Online-Archiv der Archives départementales Pas-de-Calais unter
Ardres 1690-1749, baptêmes, mariages, sépultures 1720-1739, auf Seite 606 der unterste Eintrag.
Dort heisst er Volfgang Roche, kam aus Valleville in der Schweiz und war ungefähr 60 Jahre alt.
http://www.archivespasdecalais.fr/Chercher-dans-les-archives/Archives-en-ligne/Etat-civil/Actes
Ein Wolfgang Rust und ein Franz Jost Hürlimann stehen auf einer Liste vom 1. Juli 1706 in der Sammlung Zurlaubiana. Es handelt sich um ein Rodel deren Soldaten (der von Gardehauptmann Beat Heinrich Josef Zurlauben sel. hinterlassenen und dann nominell an Hauptmann Beat Franz Placidus Zurlauben übergegangenen Halben Garde-Kompanie) so schuldig seind und Resten haben bis auf den 1. Juli 1706.
https://kbaargau.visual-library.de/ah/periodical/pageview/142586
Des weiteren wird ein Wolfgang Rust zusammen mit seinem Bruder Caspar Rust und Hans Caspar Hürlimann, alle aus Walchwil, in einem Dokument der Sammlung Zurlaubiana aus dem Jahr 1713 genannt. In demselben Dokument werden auch drei Männer aus Ägeri erwähnt: der grosse Tanner, Fürsprech Heinrich und Hans Caspar Henggeler. Dem Wolfgang Rust wurden auch ein paar Hand- schuhe bezahlt, zudem war auch die Frau des Hürlimann dabei, aber ob diese auch mitgegangen ist nach Frankreich ist unklar. Zudem werden auch drei Uttiger, zwei Bossard und ein Andermatt aus Baar erwähnt.
https://kbaargau.visual-library.de/ah/periodical/pageview/143196
Johannes Oswald Häusler, 50 Jahre alt, gebürtig von Eggery im Kanton Zug in der Schweiz, Soldat des Herrn Ritter von Erlach, Regiment der Schweizergarde, in dem er 20 Jahre diente. Ihm wurde die rechte Hand zerschossen im Combat de Denain, was ihn dienstuntauglich machte. Er hat in Nanterre geheiratet und kam am 31. März 1729 ins Hotel des Invalides in Paris.
Die Heiratseinträge aus der fraglichen Zeit sind im zuständigen Archiv noch nicht online zugänglich.
Die Bataille de Denain war eine Schlacht im Spanischen Erbfolgekrieg und fand am 24.07.1712 statt.
https://fr.wikipedia.org/wiki/Bataille_de_Denain
Kaspar Staub, 42 Jahre alt, gebürtig von Menzingen, Kanton Zug in der Schweiz war Sergent im Schweizer Garde-Regiment, in dem er 22 Jahre diente, davon 16 als Sergent, wurde von einer Lähmung der rechten Körperseite befallen, die in dienstuntauglich machte. Er kam am 24.01.1760 ins Hotel des Invalides in Paris und starb ebendort am 4. Nivose des Jahres 5 der französischen Republik (1797).
Hier sind noch zwei Beispiele von Söldnern aus dem Kanton Luzern:
Joseph Arnet, 50 Jahre alt, gebürtig aus Roth (Root), Kanton Luzern, Soldat des Herren Pfyffer im Schweizer Garde-Regiment, in dem er 14 Jahre diente und 12 Jahre im Regiment Pfyffer, wurde durch eine Fraktur im linken Bein behindert, die er sich bei einem Sturz in Flandern zugezogen hatte. Er kam am 19.04.1709 ins Hotel des Invalides in Paris, wo er am 15.02.1710 verstarb.
Franz Sidler, 39 Jahre alt, gebürtig aus Routh (Root), Kanton Luzern, Grenadier des Herrn de Planta, diente 9 Jahre im Regiment Castellas. Ihm mussten als Folge von Erfrierungen die Zehen an beiden Füssen amputiert werden, nachdem er einen Winter lang einen Übergang über die Vaar in St. Laurent in der Nähe von Nice (Nizza) bewachen musste. Dadurch wurde er dienstuntauglich und kam am 04.10.1709 ins Hotel des Invalides in Paris, wo er am 22.01.1712 verstarb.
Hier ist eine kurze Übersicht über die Kriege und Schlachten, in denen die
Schweizer Regimenter im Dienste der Franzosen (und oft auch welche im
Dienste der Niederländer) im 18. Jahrhundert zum Einsatz kamen.
1701-1715 Spanischer Erbfolgekrieg
Kriegsgebiete: Nordfrankreich, Niederlande, Deutschland
Schlachten: Nimwegen, Ekeren vor Antwerpen, Gent, Varneton/Lys,
Bouchain, Marchiennes, Saint-Amand, Douai, Le Quesnoy
Schwere Niederlagen für die Franzosen:
Ramillies/Flandern, Oudenaarde/Brabant, Malplaquet
Die Schlacht bei Denain verlief siegreich für die Franzosen,
die Schweizer Regimenter erlitten jedoch grosse Verluste.
Spanischer Erbfolgekrieg - niederländische Website in englischer Sprache
Die französischen Infanterie-Einheiten inklusive der Schweizer Regimenter
http://www.spanishsuccession.nl/armies/french_infantry_regiments.html
Die Schlacht bei Ramillies am 23.05.1706
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Ramillies
Die Schlacht bei Oudenaarde 11.07.1708
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Oudenaarde
Die Schlacht bei Malplaquet 11.09.1709
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Malplaquet
https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Malplaquet
Die Schlacht bei Denain am 24.07.1712
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Denain
1733-1737 Polnischer Thronfolgekrieg
Eroberung von Philippsburg am Rhein, Treffen von Klausen (Abtei)
1741-1748 Österreichischer Erbfolgekrieg
Kriegsgebiete: Frankreich, Flandern, Brabant, Niederlande
Schlachten 1745: Fontenoy, Tournai, Oudenaarde, Ostende, Niewport
Schlachten 1746: Belagerung Brüssel, Zitadelle Antwerpen, Perwer, Namur, Rocoux
Schlachten 1747: Küstenfestungen Holländisch-Flandern,
Belagerungen und Erstürmungen von Städten und Forts.
Die Schlacht von Lawfeld verlief siegreich für die Franzosen,
die Schweizer Regimenter erlitten jedoch grosse Verluste.
1756-1763 Siebenjähriger Krieg
Schlachten im hannoveranischen Gebiet:
1757 Besetzung der Stadt Hannover, Rückzug
1757/58 war der grösste Feind die Winterkälte
1759 Einnahme der Stadt Münster misslungen
1760 Schlacht von Corbach, Franzosen siegten
1760 Schweizer decken Rückzug bei Warburg
1761 Schweizer decken Rückzug bei Uslar