Samuel Strauss und Clara Eigner in München

 

Samuel Semi Strauss, Kaufmann in München

 

Samuel Strauss wurde am 02.06.1875 in Richfield Springs, USA geboren und ist am 22.06.1939 in Pullach gestorben. Er war der Sohn von Jakob Strauss, Juwelier in Amerika, später Kaufmann in München, und Lina Weil. Samuel Strauss hatte eine Schwester, Rachel Bachmann, geboren am 23.07.1869 in Syracuse/New York, gestorben am 18.08.1940 in München und einen Bruder, Moritz Strauss, geboren am 04.05.1872 in Syracuse/New York. Samuel Strauss heiratete am 10.04.1913 in Mannheim Klara Eigner, geboren am 10.03.1885 in Mannheim, gestorben am 04.05.1939 in München. 

 

Den Vermerk zur Heirat in Mannheim findet man nicht nur im Gedenkbuch der Münchner Juden, sondern auch in den jüdischen Standesbüchern im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart. Auf dessen Website sind die Personenstandsregister der jüdischen Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern vom 18. bis 20. Jahrhundert online einsehbar, so auch jene von Mannheim. Leider kann man jedoch nur eine Art von Verzeichnis der Heiraten von Mannheim einsehen, nicht ausführliche Einträge mit Angaben zu den Eltern. Aus anderen Quellen in München geht hervor, dass ihre Eltern Max Eigner und Helena Wolf/Wolff hiessen und in Mannheim wohnten.

 

Bei findagrave findet man dazu folgenden Eintrag:

Max Eigner, *26.07.1848 in Berkenhausen / Rockenhausen, +08.06.1918 in Mannheim

Helena (Lenchen) Wolff, *15.09.1848 in Altdorf, +14.03.1904 Mannheim

Beide ruhen auf dem Hauptfriedhof in Mannheim, Baden-Württemberg.

Kinder dieses Paares: Emil (*1877), Rosa (*1879) und Clara (*1885)

 

Samuel Strauss taucht in den Münchner Adressbüchern 1916-1938 wie folgt auf:

1916-1922: Strauss Samuel, Haarschmuck-Grossgewerbe, Herzog Wilhelm Strasse 21/0, Wohnung Hans-Sachs-Str. 12/3

1923-1926: Strauss Samuel jun., Herzog Wilhelm Strasse 21/0, Wohnung Hans-Sachs-Str. 12/3

1927-1934: Strauss Samuel jun., IR Parfümwaren-Grosshandlung, Häberlstrasse 12/1, Wohnung Hans-Sachs-Strasse 12/3

1935-1938  Strauss Samuel jun., IR Parfümwaren-Grosshandlung, Müllerstrasse 39/1, Wohnung Hans-Sachs-Strasse 12/3

 

 

Sohn Ludwig Jakob Strauss oder Louis Jacques Strauss

 

Sie hatten einen Sohn namens Ludwig Jakob Strauss, geboren am 27.02.1917 in Mannheim.

Dieser emigrierte im März 1933 nach Frankreich und setzte sein Studium dort wie folgt fort:

1935-1936 Facultés des Lettres, Université Strasbourg, Bas-Rhin, France

1936-1937 Collège Chaptal, 45bd Boulevard des Batignolles, 8. Arrondissement, Paris

 

03.11.1937 - 13.07.1939 Ecole des Hautes Etudes Commerciales (HEC), Paris mit Vollpension

Adressen der HEC: Administration: 43, rue de Tocqueville, Elèves: 108, Boulevard Malesherbes

Maison des Elèves: 49, rue de Tocqueville, alles im 17. Arrondissement in Paris.

https://fr.wikipedia.org/wiki/Rue_de_Tocqueville

https://fr.wikipedia.org/wiki/Boulevard_Malesherbes

 

Die Dokumente mit Informationen aus seiner Studienzeit in Frankreich von 1935 bis 1939 habe ich aus dem Archiv der Ecole des Hautes Etudes Commerciales, Paris. Darin befindet sich übrigens auch eine Kopie seiner Geburtsurkude aus Mannheim sowie eine Übersetzung derselben ins Französische.

 

Ludwig Jakob Strauss wurde im Camp Tombebouc und im Camp de Savaud in Casseneuil (beide im Département Lot-et-Garonne) interniert. Es ist nicht ganz klar ob er zur "308e groupe de travailleurs étrangers de Tombebouc" gehörte, die von Tombebouc via Casseneuil nach Drancy und von dort nach Auschwitz deportiert wurde. Oder zu jenen jüdischen Personen im Département Lot-et-Garonne, die bei der grossen Raffle / Razzia am 26. August 1942 ebenfalls zunächst in Casseneuil gesammelt wurden und danach via Drancy nach Auschwitz deportiert wurden.

 

Ludwig Jakob Strauss wurde am 09.09.1942 mit dem 30. Konvoi von Drancy nach Auschwitz deportiert. Es ist nicht bekannt, ob er zu den jungen arbeitsfähigen Männern gehörte, die in Cosel den Zug verlassen konnten und auf verschiedene Arbeitslager verteilt wurden. Oder ob er direkt nach Auschwitz kam und dort zu den wenigen gehörte, die nicht direkt ins Gas geschickt wurden. Oder ob er dort zu den vielen gehörte, die noch am Tag der Ankunft selektioniert und umgebracht wurden. Sicher ist nur, dass es nach dem Kriegsende kein Lebenszeichen mehr von ihm gab. 

 

Als die Ecole des Hautes Etudes Commerciales im Jahre 1947 von Ludwig Strauss' Schicksal erfuhr, schrieb sie, dass sie ihrem ehemaligen Schüler ein ehrendes Andenken bewahren werden, der eine sehr vielversprechende Zukunft vor sich hatte, jedoch ein unschuldiges Opfer eines unmenschlichen Regimes wurde. Mit dieser Kurzbiographie hier gedenke auch ich Ludwig Jakob Strauss.

 

Detaillierter Bericht über den Transport Nr. 30 von Drancy nach Auschwitz, Siehe Link in den Quellen.

Ich bin interessiert an weiteren Berichten über Menschen, die mit diesem Transport nacAuschwitz kamen. Unter Transport Nr. 30 habe ich zudem einen Bericht über Max Vielgut aus Wien geschrieben.

 

 

Moritz Strauss (nicht der Bruder von Rachel und Samuel Strauss) taucht in den Münchner Adressbüchern 1922-1938 wie folgt auf:

1922-1923 Strauss Moritz, Bankbeamter, Kobellstrasse 1/2

1924-1926 ist er nicht aufgeführt, 1926 Einträge Strauss nicht gefunden

1927          Strauss Moritz, Bankbeamter, Ainmillerstrasse 37/0

1928-1929 Strauss Moritz, Bankbeamter, Finkenstrasse 3/4

1930-1931 Strauss Moritz, Bankbeamter, Andréestrasse 6/2

1932          Strauss Moritz, Bankbeamter, Liebherrstrasse 31

1933-1938 Strauss Moritz, Hotel- und Kücheneinrichtungen, Liebherrstrasse 31

 

Dieser Moritz Strauss war verheiratet mit Hedwig Burghardt. Die beiden hatten mind. eine Tochter Ruth Nora, die am 08.01.1928 in München geboren wurde. Alle drei Personen reisten am 24.03.1939 von Southampton nach New York, wo sie am 30.03.1939 ankamen. Auf der Passagierliste werden zwei Brüder erwähnt: F. Strauss an der Ventlostrasse in Düsseldorf und N. Strauss an der Ocean Avenue in Brooklyn, New York. Morris und Hady Strauss wohnten 1940 im Oakwood Garden Apartment House in Brooklyn, New York. Ruth Nora Strauss starb am 26.06.2004 im Nursing Home am Cedar Village Drive in Mason, Warren County, Ohio. Sie wurde auf dem New Hope Cemetery in Covedale, Hamilton, Ohio bestattet.

 

Quellen zu diesem Bericht 

 

Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945 und Adressbücher München

http://www.muenchen.de/rathaus/gedenkbuch/gedenkbuch.html

http://genwiki.de/w/index.php?title=Kategorie:Adressbuch_in_der_DigiBib&from=M

 

Verzeichnis der gewerbepolizeilich gemeldeten jüdischen Gewerbetreibenden in München (Stand    vom 15. Februar 1938) http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf_2/DE_MU_JU_gewerbe.pdf

 

Personenstandsregister der jüdischen Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern

https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632

 

Bestätigung des Selbstmords durch Sturz von der Grosshesseloher Brücke (Arolsen Archives)

https://collections.arolsen-archives.org/archive/70038770/?p=1&s=Straus%20Samuel&doc_id=70038770

 

https://collections.arolsen-archives.org/archive/70118541/?p=1&s=Straus%20Samuel&doc_id=70118541

 

Arrestation dans le département du Lot-et-Garonne en 1939-1945 (Louis Strauss)

http://www.ajpn.org/arrestationdep-47.html

 

L'exposition "26 août 1942 - La rafle des juifs en Lot-et-Garonne", organisée du 27 août au

28 Septembre 2012, a été réalisée par les Archives Départementales de Lot-et-Garonne

http://www.cg47.org/archives/Expositions/Rafle_juifs/catalogue.pdf

 

L'Exil des Juifs en Lot-et-Garonne - Venus en zone libre pour échapper à l'enfer Nazi

https://www.ancrage.org/ancrage-n09-1930-2004-lexil-des-juifs-en-lot-et-garonne-la-deuxieme-mort-deleonore-sommaire/

 

Mémorial de la Shoah, Documentation, Ressources, Liste originale de convoi de déportation

http://www.memorialdelashoah.org/en/archives-and-documentation/online-resources/look-for-an-archive-online.html

 

Friedrich Frédéric Spiro, mit Louis Strauss zusammen von Tombebouc/Casseneuil deportiert.

https://www.gedenkbuch-wuppertal.de/de/person/spiro

 

Detaillierter Bericht über den Transport Nr. 30 von Drancy nach Auschwitz

http://www.tenhumbergreinhard.de/transportliste-der-deportierten/bericht-transport/transport-09091942-drancy.html

 

Yad Vashem - Zentrale Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer

Liste von Deportierten aus Frankreich, Le Mémorial de la déportation

des juifs de France, 1942-1944, Béate et Serge Klarsfeld, Paris 1978

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=de&itemId=3222321&ind=1

 

Yad Vashem - Zentrale Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer

Verfolgtenliste, Service Européen de Recherches (SER - European Search Service)

Information card used for searching for relatives, France 1940-1946

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=de&itemId=7094770&ind=1

 

Yad Vashem - Zentrale Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer

Liste von ermordeten Juden aus Deutschland, List of Jewish victims from the Memorial book

"Victims of the Persecution of Jews under the National Socialist Tyranny in Germany 1933-1945", prepared by the German Federal Archives.

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=de&itemId=11643099&ind=1

 

Bayerische Israelitische Gemeindezeitung vom 15.03.1928 (Ruth Nora Strauss)

http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2727853

 

Passagierliste von Southampton nach New York 1939 bei familysearch.org

Volkszählung (Censusliste) von Brooklyn, New York 1940 bei familysearch.org

Ohio Death Index 1908-1932, 1938-1944, 1958-2007 bei familysearch.org