Transport Nr 30 / Convoi No 30

Von Paris-Drancy nach Auschwitz

 

Hier finden Sie Kurzbiografien der Deportierten des Transports Nr 30 / Convoi No 30. Ich bin  interessiert an weiteren Berichten über Menschen, die mit diesem Transport nach Auschwitz kamen.

Wenn Sie etwas dazu beitragen können, melden Sie sich bitte via Kontakformular bei mir.

 

Einen detaillierten Bericht über den Transport Nr. 30 von Drancy nach Auschwitz finden Sie hier:

 

http://www.tenhumbergreinhard.de/transportliste-der-deportierten/bericht-transport/transport-09091942-drancy.html

 

Ludwig Jacob Strauss / Louis Jacques Strauss

 

Ludwig Jakob Strauss, geboren am 27.02.1917 in Mannheim. Sohn von Samuel Strauss von München und Clara Eigner von Mannheim. Zudem war er auch ein Cousin von Herbert Bachmann.

 

Ludwig emigrierte im März 1933 nach Frankreich und setzte sein Studium dort wie folgt fort:

1935-1936 Facultés des Lettres, Université Strasbourg, Bas-Rhin, France

1936-1937 Collège Chaptal, 45bd Boulevard des Batignolles, 8. Arrondissement, Paris

1937-1939 Ecole des Hautes Etudes Commerciales, Paris.

Die Dokumente mit Informationen aus seiner Studienzeit in Frankreich von 1935 bis 1939 habe ich aus dem Archiv der Ecole des Hautes Etudes Commerciales, Paris. Darin befindet sich übrigens auch eine Kopie seiner Geburtsurkude aus Mannheim sowie eine Übersetzung derselben ins Französische.

 

Ludwig Jakob Strauss wurde im Camp Tombebouc und im Camp de Savaud in Casseneuil (beide im Département Lot-et-Garonne) interniert. Es ist nicht ganz klar ob er zur "308e groupe de travailleurs étrangers de Tombebouc" gehörte, die von Tombebouc via Casseneuil nach Drancy und von dort nach Auschwitz deportiert wurde. Oder zu jenen jüdischen Personen im Département Lot-et-Garonne, die bei der grossen Raffle/Razzia am 26. August 1942 ebenfalls zunächst in Casseneuil gesammelt wurden und danach via Drancy nach Auschwitz deportiert wurden.

 

Ludwig Jakob Strauss wurde am 09.09.1942 mit dem 30. Konvoi von Drancy nach Auschwitz deportiert. Es ist nicht bekannt, ob er zu den jungen arbeitsfähigen Männern gehörte, die in Cosel den Zug verlassen konnten und auf verschiedene Arbeitslager verteilt wurden. Oder ob er direkt nach Auschwitz kam und dort zu den wenigen gehörte, die nicht direkt ins Gas geschickt wurden. Oder ob er dort zu den vielen gehörte, die noch am Tag der Ankunft selektioniert und umgebracht wurden. Sicher ist nur, dass es nach dem Kriegsende kein Lebenszeichen mehr von ihm gab. 

 

Als die Ecole des Hautes Etudes Commerciales im Jahre 1947 von Ludwig Strauss' Schicksal erfuhr, schrieb sie, dass sie ihrem ehemaligen Schüler ein ehrendes Andenken bewahren werden, der eine sehr vielversprechende Zukunft vor sich hatte, jedoch ein unschuldiges Opfer eines unmenschlichen Regimes wurde. Mit dieser Kurzbiografe hier gedenke auch ich Ludwig Jakob Strauss.

 

Quellen

 

Arrestation dans le département du Lot-et-Garonne en 1939-1945 (Louis Strauss)

http://www.ajpn.org/arrestationdep-47.html

 

L'exposition "26 août 1942 - La rafle des juifs en Lot-et-Garonne", organisée du 27 août au

28 Septembre 2012, a été réalisée par les Archives Départementales de Lot-et-Garonne

http://www.cg47.org/archives/Expositions/Rafle_juifs/catalogue.pdf

 

L'Exil des Juifs en Lot-et-Garonne - Venus en zone libre pour échapper à l'enfer Nazi

https://www.ancrage.org/ancrage-n09-1930-2004-lexil-des-juifs-en-lot-et-garonne-la-deuxieme-mort-deleonore-sommaire/

 

Mémorial de la Shoah, Documentation, Ressources, Liste originale de convoi de déportation

http://www.memorialdelashoah.org/en/archives-and-documentation/online-resources/look-for-an-archive-online.html

 

Friedrich Frédéric Spiro, mit Louis Strauss zusammen von Tombebouc/Casseneuil deportiert.

https://www.gedenkbuch-wuppertal.de/de/person/spiro

 

 

Max Vielgut von Wien

 

Beim Indexieren des "Central Location Index" für das Projekt "every name counts" von Yad Vashem und den Arolsen Archives bin ich auf Max Vielgut gestossen, dessen Spur ich weiter verfolgte. In seiner Karteikarte werden sein Vater Ludwig Vielgut und sein Schwager Joseph Diamant/Diamont in der Reinhold Street in Portland, Oregon erwähnt. Zudem wurde als Max Vielguts letzte bekannte Adresse: 308 Château de Tombebouc, France, Datum August 1942, vermerkt. Sogleich vermutete ich, dass er im selben Transport gewesen sein könnte, wie der oben erwähnte Ludwig Jacob Strauss. Ein Blick in die Datenbank vom "Mémorial de la Shoah" bestätigte diese Vermutung:

 

Max Vilgut, *11.02.1909 in Wien, Vater Ludwig Vilgut, Nummer des Convoi 30. (mit Photo von Max)

Sein Vater Ludwig Vilgut wurde demnach 1879 in Gaya geboren, seine Mutter wird Regina Trautmann genannt (was jedoch nicht mit dem Original-Geburtseintrag übereinstimmt, siehe weiter unten). Max war der Bruder von Frida geb. Vilgut, geb. am 17.08.1904 in Wien (siehe ebenfalls weiter unten). Sie war die Ehefrau von Joseph Diamant, das Paar emigrierte mit Tochter Evelyn in die USA. Max und sein Vater Ludwig sind wohl in Wien verhaftet worden, Ludwig sei direkt deportiert worden während Max ins Camp Gurs in Frankreich verbracht wurde. Am 09.09.1942 wurde er mit dem Convoi 30 vom Camp de Drancy nach Auschwitz deportiert. Im Februar 1945 wurde er nach Buchenwald transferiert, wo sein Gesundheitszustand sich rasch verschlechterte. Er starb am 07.04.1945, einen Monat vor Kriegsende.

 

Auch im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ist Max Vielgut verzeichnet:

Wohnort Wien 9, Sechsschimmelgasse 17/18. Als Sterbedatum wird hier der 18.03.1945 genannt.

Deportation von Drancy nach Auschwitz am 09.09.1942. Irgendwann wurde er von Auschwitz nach Gross Rosen überstellt und am 10.02.1945 von Gross Rosen nach Buchenwald.

 

In den Arolsen Archives findet man derzeit zwei Dokumentensammlungen zu Max Vielgut aus Wien. Die eine besteht aus Karteikarten aus Buchenwald und Gross Rosen sowie der Sterbemeldung aus dem Krankenblock, unterzeichnet von einem gewissen Dr. Bender. Bei der anderen geht es um eine Suchanfrage eines Cousins namens Egon Trautmann, auch eine Bertha Trautmann-Vielgut wird erwähnt. Als letzte Adresse von Max Vielgut in Frankreich wird einerseits Camp Milles in Marseille (in Wirklichkeit in Aix-en-Provence) genannt, andererseits Château de Tombebourg (wohl Tombebouc). Aus einem anderen Schreiben geht hervor, dass er im Camp Blechheimer (wohl Blechhammer) war und von dort nach Buchenwald kam. Es ist jedoch bekannt, dass ein Todesmarsch vom Camp Blechhammer nach Gross Rosen führte. Angeblich soll Max Vielgut von Buchenwald aus nochmals auf einen Todesmarsch geschickt worden sein und sein weiteres Schicksal sei ungewiss. Die bereits erwähnte Sterbemeldung besagt jedoch, dass er am 18. März 1945 im Krankenblock gestorben sei.

 

Joseph und Frieda Diamont flohen 1938 zunächst nach Riga, Lettland, mussten das Land jedoch 1940 verlassen. Sie reisten mit der transsibirischen Eisenbahn durch Russland nach Mandschurien, von wo die Reise weiter nach Japan ging. In Kobe bestiegen sie das letzte Schiff nach Amerika, dass Japan vor dem Angriff auf Pearl Harbour verliess. Die ganze Reise dauerte sechs Wochen, ehe sie in Seattle, Washington ankamen. Sie hatten die Wahl zwischen Portland, Oregon oder San Francisco als Reiseziel und entschieden sich für Portland, wo sie sich niederliessen. Dies erfährt man in einem Zeitzeugen-Interview ihrer Tochter Evelyn Diamont Banko. Zudem erwähnt sie auch das Schicksal von Oskar und Hilda Gruen, die eine Schwester ihres Vaters Joseph Diamont war. Am Ende erzählt sie, dass ihre Mutter Frieda Vielgut nie darüber hinweggekommen sei, dass sie das Leben ihres Bruders, Max Vielgut, trotz mehrerer Versuche nicht hatte retten können.

 

Quellen

 

Central Location Index, Projekt "every name counts", Yad Vashem / Arolsen Archives

Die Original Dokumente befinden sich im Archiv von Yad Vashem in Israel.

https://arolsen-archives.org/news/everynamecounts-20-000-dokumente-in-zwei-tagen/

 

Mémorial de la Shoah, Documentation, Ressources, Liste originale de convoi de déportation

https://www.memorialdelashoah.org/en/archives-and-documentation/online-resources/look-for-an-archive-online.html

 

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Shoah Opfer www.doew.at

 

Die beiden Dokumenten-Sammlungen der Arolsen Archives findet man hier online: 

https://arolsen-archives.org/suchen-erkunden/suche-online-archiv/

 

Evelyn Diamont Banko, Portland, Oregon (Nichte von Max Vielgut)

Tochter von Joseph Diamont und Frieda "Fritzy" Vielgut von Wien

Oregon Jewish Museum and Center for Holocaust Education

https://www.ojmche.org/oral-history-people/evelyn-diamont-banko/

 

 

 

Weiterführende Informationen zu den Lagern

 

Site Mémorial du Camp des Milles 

http://www.campdesmilles.org/

 

KZ Blechhammer, Oberschlesien (English)

https://en.wikipedia.org/wiki/Blechhammer_concentration_camp

https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/blechhammer

 

KZ Blechhammer, Oberschlesien (Français)

https://www.jewishgen.org/forgottencamps/Camps/BlechhammerFr.html

 

KZ Gross-Rosen mit Virtuellem Rundgang (Deutsch/English)

sowie einem Verstorbenen-Register (ohne Max Vielgut)

https://de.gross-rosen.eu/

 

KZ Gross-Rosen, Niederschlesien (English)

https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/gross-rosen

 

KZ Buchenwald, Ereignisse im Jahr 1945

https://www.buchenwald.de/463/

 

 

 

Abschliessend der Text aus den Original Geburtsmatrikeln der IKG Wien bei familysearch:

 

17. August 1904, Frieda, weiblich, ehelich. Ludwig Vielgut, Spirituosenausschänker, geboren am 14. Jänner 1872 zu Gaya, Mähren, und dort zuständig, Sohn des Karl Vielgut und der Therese, geborenen Weinberger. Regina geborene Schick, geboren am 8. Februar 1883 zu Wien, Tochter des Bernhard Schick und der Sali geborenen Korner. Wien IX Sechsschimmelgasse 17, Hebamme: Henriette Elias, IX Roten Löwen Gasse Nr. 12. Zeuge: Philipp Weiss, XX Wallensteinstrasse 55. Zeuge: Bernhard Schick, XX Wallensteinstrasse 47. Die Kindeseltern wurden laut Trauungsscheines des Matrikelführers der israelitischen Kultusgemeinde Wien, Tit. Nr. 327 Ottakring, am 14.06.1903 in Wien getraut.

 

11. Februar 1909, Max, männlich, ehelich. Ludwig Vielgut, Spirituosenausschänker, geboren am 14. Jänner 1872 zu Gaya, Mähren, Sohn des Karl Vielgut und der Therese, geborenen Weinberger. Regina Schick, geboren am 8. Februar 1883 zu Wien, Tochter des Bernhard Schick und der Sali geborenen Korner. Wien IX Sechsschimmelgasse 1, Hebamme: Henriette Elias, IX Alserbachstrasse 20a. Zeuge: Philipp Weiss, Kaufmann, 20 Wallensteinstrasse 55. Kindeseltern getraut am 14. Juni 1903 Wien.

 

Österreich, Niederösterreich, Israelitische Kultusgemeinde, 1784-1911, Wien (alle Bezirke), Geburtsbücher. Beide Einträge sind online einsehbar bei familysearch via Suchformular.

 

Den Heiratseintrag der Eltern konnte ich bisher noch nicht finden bei familysearch.

 

 

10. Oktober 1899, Hilda Diamant. Die hier als geboren Verzeichnete hat den Vornamen Sara zusätzlich zu führen (20.05.1941). Isidor Diamant, Kaufmann, geboren zu Spieszkovecz, Comitat Trentschin in Ungarn und dort zuständig. Gisela geborene Hiduschka. Wien II Bezirk, Rembrandtstrasse Nr. 26. Hebamme: Rosa Seidler, Wien II Bezirk, Rembrandtstrasse Nr. 30. Zeugen: Isidor Kohlmann, VII Mariahilferstrasse 94. Julius Rosenberg, II Rembrandtstrasse 39. Die Kindeseltern wurden laut Trauungsscheines des königlich ungarischen Matrikelführers in Orsova ddo 13.11.1899 Z. 40 am 11.12.1898 dort getraut.

 

26. September 1900, Josef Diamant. Isidor Diamant, Kaufmann, geboren zu Ljeszkovecz, Comitat Trentschin in Ungarn. Gisela geborene Hiduschka. Wien II Bezirk, Rembrandtstrasse Nr. 26. Hebamme: Rosa Seidler, Wien II Bezirk, Rembrandtstrasse Nr. 30. Zeugen: Rosa Seidler, Wien II Bezirk, Rembrandtstrasse Nr. 30. Isidor Kohlmann, VII Mariahilferstrasse 94. Die Kindeseltern wurden laut Ehescheines des königlich ungarischen Matrikelführers in Orsova Z 40 do 13.11.1899 am 11.12.1898 in Orsova getraut.

 

Österreich, Niederösterreich, Israelitische Kultusgemeinde, 1784-1911, Wien (alle Bezirke), Geburtsbücher, Geburtsbuch V 1899, Seite 266 und Geburtsbuch W 1900, Seite 250.

Beide Einträge sind online einsehbar bei familysearch via Suchformular.

 

Ebenso bei familysearch die Geburtsanzeige und die Beschneidungs-Anzeige von Josef Diamant.

Österreich, Niederösterreich, Israelitische Kultusgemeinde, 1784-1911, Wien (alle Bezirke), Geburtsanzeigen, Geburtsanzeigen 1900, Nr. 2165 – 2674 (Aug. – Okt.), Seiten 718-720